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Wissenschaftliche Jahrestagung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) in Köln

Bei der diesjährigen wissenschaftlichen Jahrestagung der bke vom 26. bis 28. September 2019 in Köln stand speziell die Frage nach der „Ressource Resilienz“ im Mittelpunkt des fachlichen Interesses und Austauschs. Im Rahmen eines Vortrages vor über 300 Fachkräften der Erziehungs- und Familienberatung wurden von Prof. Dr. Michael Macsenaere und Jens Arnold Wirksamkeiten und Wirkfaktoren der Beratung bei Adressat*innen mit psychischen Belastungen in den Blick genommen. Hierbei wurden insbesondere Ergebnisse aus der bundesweiten Wir.EB-Studie dargestellt, die mittlerweile auf eine wirkungsorientierte Datengrundlage von über 10.000 Beratungsprozessen zurückgreifen kann, die in ca. 150 Beratungsstellen evaluiert wurden.

Traumatische Erfahrungen und einschneidende Lebensereignisse wie z. B. der Verlust nahestehender Personen durch Tod oder Trennung und Scheidung, Krisen, aber auch mehr oder weniger „schwelende“, eher kontinuierliche, strukturelle Belastungen etwa durch familiäre Probleme und Konflikte, soziokulturelle Faktoren oder gesellschaftliche Ausgrenzungsprozesse können, sofern ein adäquater Umgang bzw. eine Bewältigung nicht gelingt, die psychische Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall kann sich eine psychische Erkrankung entwickeln, mit entsprechend schwerwiegenden Folgen für die betroffenen Menschen und deren Umfeld. Erziehungs- und Familienberatungsstellen steht aufgrund ihrer multidisziplinären Ausrichtung ein vielfältiges Methodenrepertoire zur Verfügung, solchen Entwicklungsverläufen durch gezielte Förderung von Bewältigungsfähigkeiten und Resilienzen schon frühzeitig entgegenzuwirken. Dies bestätigen auch die vorgestellten Forschungsergebnisse. Die Bewältigungsfähigkeiten von jungen Menschen und Eltern gehören zu den Wirkungsdimensionen mit den insgesamt höchsten Effektstärken überhaupt. D. h., dass im Bereich der Resilienzförderung, aber darüber hinaus auch noch in vielen anderen Lebensbereichen, durch die Beratung sehr viel Positives im Leben von jungen Menschen, Eltern und Familien bewirkt werden kann. Mit Blick auf die zugrundliegenden Wirkfaktoren konnten neben der multidisziplinären Ausrichtung des Berater*innenteams, unter anderem noch eine frühzeitige Initiierung von Erstgesprächen möglichst innerhalb von vier Wochen nach der Anmeldung, eine hinreichende Quantität an Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen sowie die Kooperation mit anderen Einrichtungen und Diensten als wichtige „Stellrädchen“ für den Beratungserfolg ausgemacht werden.

Auf diese Weise können Erziehungs- und Familienberatungsstellen einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag zur Prävention im Sozialraum leisten, die auch im Zuge des aktuellen Dialogprozesses zur SGB VIII-Novellierung eines der Schwerpunktthemen darstellt. Durch ihre Niederschwelligkeit bietet die Beratung eine sozialraumnahe, flexible Hilfsmöglichkeit, die wie die Forschungsbefunde zeigen hochwirksam ist und dabei in beachtlichem Maße zur Förderung von Resilienzen beiträgt.

Da gerade bei komplexen psychosozialen Problemlagen eine erfolgreiche präventive Arbeit häufig mehrere aufeinander abgestimmte Hilfen und Leistungen erfordert, rückt vor dem Hintergrund der „Versäulung“ des Versorgungssystems zudem zunehmend die Frage der Schnittstellenproblematik und der arbeitsfeldübergreifenden Kooperation in den Fokus. Dass es sich dabei ebenfalls um einen wichtigen Gelingensfaktor für erfolgreiche Beratungsprozesse handelt, wurde im Rahmen eines an den Vortrag anknüpfenden Workshops von Jens Arnold, Barbara Förster und Monika Feist-Ortmanns deutlich, der sich mit  dem Thema „Wirkungsevaluation im Kontext der Arbeit mit Kindern psychisch kranker und suchtkranker Eltern“ auseinandersetzte. Dabei wurden vornehmlich auf die Evaluation des Modellprojekts „Chance for Kids“ des Diözesan-Caritasverbandes für das Erzbistum Köln sowie auf das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Forschungsprojekt „Steuerungswissen und Handlungsorientierung für den Aufbau effektiver interdisziplinärer Versorgungsnetzwerke für suchtbelastete Familien“ Bezug genommen.

Die Tagungsdokumentation finden Sie auf der Webseite der bke.

Impressionen von der Tagung

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Die Bilddateien wurden mit freundlicher Genehmigung von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. zur Verfügung gestellt.

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